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Teltowkanal (Machnower See bis Rummelsburg)

Author: Lutz Pietschker
Version: 2016-05-18

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Eine Tagestour über Berlins südliche Industriewasserstraße

Streckenübersicht, Luftbild

Weitere Informationen:

Tipps:

Der Teltowkanal

Da könnte man ja nun ganze Bücher darüber schreiben (was natürlich auch längst geschehen ist), daher hier nur ein kurzer Überblick:


Hier nun ein kleines Fotoprotokoll der Fahrt, organisiert nach den "landmarks" an der Strecke. Die Kilometerzahlen sind im Bereich der Kanäle nicht die Tourkilometer, sondern die Kanalkilometer (Tourkilometer = Kanalkilometer minus 9,4).

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siehe Bildunterschrift
Eine der Einsetzstellen am Machnower See

siehe Bildunterschrift
Einfahrt zum Zehlendorfer Stichkanal

siehe Bildunterschrift
Blick von der Eugen-Kleine-Brücke zum Heizkraftwerk Lichterfelde

siehe Bildunterschrift
Liegestelle östlich der Eugen-Kleine-Brücke. Wenn man genau hinguckt, sieht man, dass das Schiff ein Einwanderer ist.

siehe Bildunterschrift
Nicht zu übersehen: Hier ist der Hafen Lichterfelde

siehe Bildunterschrift
Im Hafen des Kraftwerks Lichterfelde

siehe Bildunterschrift
Im Hafen des Kraftwerks Lichterfelde

siehe Bildunterschrift
Immer noch im Hafen Lichterfelde: Kleine Idylle auf der Spundwand

Machnower See (km 9,4)
Eine nette kleine Einsetzstelle mit Aufbauwiese (das Birkenzeugs, das da rumlag, hängt immer noch im Klettband des Bootes). Anreise mit U-Bahn U3 und Bus 622, etwa 45 min ab Breitenbachplatz. Ich war mit dem Pakboats Arrow 12 unterwegs, das ist eine Puffin-Variante. Start um 9:00.

Am Nordufer des Sees liegt die Neue Hakeburg, ein Bau aus der Kaiserzeit, der in der Nähe der ursprünglichen Hakeburg steht. Diese sicherte im 14. Jahrhundert einen Übergang über die Bäke. Eigentümer war die Familie von Hake, zu der auch der Spaßvogel Hans von Hake gehörte (1472–1541). Er ist bekannt dafür, dass er (so sagt die Sage) vom Ablassprediger Tetzel den Ablass für einen Diebstahl kaufte –  den er dann prompt ausführte, indem er Tetzel seine Geldkassette klaute; die Kassette ist heute noch in der Nikolaikirche zu Jüterbog zu besichtigen.

Friedensbrücke (Zehlendorfer Damm, km 9,6)
ex Badewitzbrücke, ursprünglich eine Treidelbahnbrücke, 1945 gesprengt, dann als Fußgängersteg wieder aufgebaut, seit 1994 wieder eine Straßenbrücke.

Rammrathbrücke (Thomas-Müntzer-Damm/Warthestr., km 10,5)
Wie so viele Brücken am Teltowkanal ist auch diese nach jemandem benannt, der mit dem Bau des Kanals zu tun hatte. In diesem Fall ist es Fritz Rammrath, Mitglied der Baukommission.

Teltow-Werft (km 11,4)
Von dieser ehemaligen Werft, deren Gebäude heute unter Denkmalschutz stehen, sieht man vom Wasser aus nicht mehr viel, gerade noch die Auflager einer ehemaligen Treidelbahnbrücke und die (gesperrte) Einfahrt zum Werfthafen. Die Werft ging 1924 aus einem Bauhof mit Hafen hervor, der bereits 1906 zur Unterhaltung des Kanals angelegt wurde; das Kraftwerk Schönow dort auf dem Gelände versorgte die elektrische Treidelbahn. Die Teltow-Werft war ein Vorreiter der Lichtbogen-Schweißtechnik und baute das erste komplett geschweißte Passagierschiff Deutschlands; sie wurde 1962 geschlossen.
Es ist geplant, die Brücke an der Werft als Fußgänger- und Radfahrersteg wieder aufzubauen.
Die Gebäude, die man vom Wasser aus sieht, gehören zu einem Seniorenwohnstift der Augustinum-Gruppe.

Ein kleines Stückchen weiter kommt man an der Baustelle der (etwas umstrittenen) Marina Teltow vorbei. Noch sieht man vom Wasser aus nicht viel, die Eröffnung soll 2018 sein.

Knesebeckbrücke (Teltower Damm, km 12,7)

Zehlendorfer Stichkanal (km 13,5)
Einfahrt gesperrt, er führt heute nur noch zu einer Kleingartenkolonie. In dem Gelände zwischen Kanal und Goerzallee befinden sich an dieser Stelle außerdem noch Baustoffhandel, Schrottplätze, ein Baumarkt und Möbelhäuser, vom Wasser aus wirkt wie ein ziemliches Schmuddelgelände. Von der ehemals hier ansässigen Industrie ist nicht viel übrig geblieben.

ehem. Fritz-Schweitzer-Brücke (Wupperstrße, km 13,2)
Wie fast alle Kanalbrücken, so wurde auch diese 1945 durch die Wehrmacht gesprengt. Hat nichts geholfen, die Rote Armee überschritt trotzdem an dieser Stelle am 24. April 1945 zum ersten Mal den Teltowkanal.

ehem. Städtische Badeanstalt Teltow (km 15) Das Becken der Badeanstalt ist noch sehr gut zu sehen (in der Verlängerung der Paul-Gerhardt-Str.). Für die jüngeren Leser: Das war nicht etwa ein schwimmendes Schwimmbecken im Kanal, gefüllt mit keimfreiem Frischwasser, man ging richtig in das Kanalwasser rein!

Eugen-Kleine-Brücke (Wismarer Str., km 15,7)
Östlich dieser Brücke ist ein Liegeplatz für Frachtschiffe. Oben an der Brücke findet man eine Gedenkskulptur zur Erinnerung an das Außenlager Lichterfelde des KZ Sachsenhausen, das sich hier befand.

Hafen und Heizkraftwerk Lichterfelde (km 16,4)
Das Kraftwerk wurde 1972 gebaut und löste das Kraftwerk Steglitz nach und nach ab. Es ist seit 1998 vollständig auf Erdgasfeuerung umgestellt, und damit hat auch der Hafen weitgehend seine Bedeutung verloren. Momentan (seit 2012) wird das Kraftwerk wiederum umgebaut, und zwar zu einem Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerk mit erheblich höheren Wirkungsgrad als heute.
1975, kurz nach seiner Eröffnung, wurde das Kraftwerk das Vorbild für die 140-Pfennig-Briefmarke der Bundespost.
Das Kraftwerk ist eines der Hindernisse, die man als Spaziergänger oder Radfahrer auf der Südseite des Kanals vorfindet. Das nächste in Richtung Westen ist eine verschlossene Gartenkolonie, dann kommt die Baustelle der Marina Teltow…  die Nordseite ist besser für Kanalspaziergänge geeignet!

siehe Bildunterschrift
Bäkebrücke

siehe Bildunterschrift
Universitätsklinikum Steglitz

siehe Bildunterschrift
Hafen Steglitz und Clubgelände des MRC Berlin

siehe Bildunterschrift
Denkmal für Dieter König

siehe Bildunterschrift
Ehem. Kohlen- (und Öl-?) Ladekai des Kraftwerks Steglitz. Der Liegeplatz war offenbar reserviert für die "Ernst Burmester" (die heute unter dem Namen "Elbetal" fährt).
Ein Nachtrag vom 2024-08-15: Nein, der Platz war nicht reserviert. Wie mir ein Leser eben mitgeteilt hat (vielen Dank dafür!), handelt es sich wohl um eine "Signatur" – die Besatzung hat einfach ihren Namen an die Spundwand gepinselt, nach dem Motto "Wir waren hier". Das ist so üblich, es gibt sogar ein (französisches) Forum, das sich ausschließlich mit solchen Signaturen befasst.
Die "Ernst Burmester" alias "Elbetal" ist übrigens inzwischen im Hummel der Binnenschiffe … es geht der deutschen Binnenschiffahrt nicht gut.

siehe Bildunterschrift
Der Ladekai ist offenbar schon lange nicht mehr in Betrieb.

siehe Bildunterschrift
Schmuckrost: Bunte Spundwände nahe beim Hafen Steglitz

siehe Bildunterschrift
Tonnenleger des WSA Berlin (ca. bei km 20)

siehe Bildunterschrift
Die Brücke für S25 und Fernbahn

siehe Bildunterschrift
Unter der Brücke: Massenhaft Wespenwohnungen

Emil-Schulz-Brücke (Königsberger Str., km 17)
Im Park südöstlich dieser Brücke erinnert ein Ensemble aus einer eingeglasten Treidelbahn-Lokomotive und dem Bug des 1932 gebauten Frachtkahns „Sanssouci“ an die Zeit, in der die Schiffe auf dem Teltowkanal getreidelt wurden (eine zweite dieser Treidelloks steht im Deutschen Technikmuseum Berlin). Der Treidelbetrieb wurde mit dem Bau des Kanals aufgenommen und erst im Laufe des 2. Weltkriegs eingestellt. Er erforderte erhebliche Investitionen, so mussten z. B. alle Hafeneinfahrten überbrückt werden, war aber trotzdem nach damaliger Einschätzung die wirtschaftlichste Lösung. Die alten Treidelwege (oder "Leinwege") beiderseits des Kanals sind heute zum großen Teil als Spazierwege nutzbar.

Bäkebrücke (Bäkestr., km 17,6)
Die heutige Stahlträgerbrücke wurde 1960 gebaut.
Noch vor der Brücke hört man im Sommer oft fröhliche Geräusche von links: Hier liegt das Sommerbad, das allseits als "Spucki" bekannt ist und das trotz des seltsamen Spitznamens seit seinem Bau im Jahr 1908 sehr beliebt ist.
Gegenüber, im Park südlich der Bäkebrücke steht ein Denkmal für Otto Lilienthal, der hier in der Nähe (in der heutigen Boothstr. 17) sein Wohnhaus hatte, das allerdings nicht mehr steht.

Kurz vor dem Krahmersteg kommt links ein finster-bedrohlicher Betonbau, an dem straßenseitig "Forschungseinrichtung für experimentelle Medizin Charité Berlin" dransteht und den man vom Wasser aus kaum sehen kann. Es handelt sich um ein Tierversuchslabor der FU Berlin, bekannt als "Mäusebunker", und das Ding sieht aus wie eine Kulisse für einen Endzeitfilm (das finde nicht nur ich). Anscheinend ist es inzwischen weitgehend außer Betrieb.

Krahmersteg (Krahmerstraße, Fußgängersteg, km 17,9)
Er verbindet die Lichterfelder Dorfaue und den Schlosspark Lichterfelde mit den Sportanlagen am Ostpreußendamm.
Der Name hat ausnahmsweise nichts mit dem Kanal zu tun: Adelheid Krahmer war eine Pädagogin, die 1872 die Krahmersche höhere Mädchenschule gegründet hat (ursprünglich im heutigen Ostpreußendamm, ab 1945 dann im currygelben Gebäude der heutigen Goethe-Oberschule in der Drakestr. 72-74).

Universitätsklinikum Benjamin Franklin (km 18,5)
Vom Wasser aus sieht man nur das Bettenhaus des Krankenhauses…  und manchmal den Rettungshubschrauber, der dort stationiert ist.

Hafen Steglitz und Bäke(km 18,8)
An diesem Hafen liegt das ehemalige Kraftwerk Steglitz (endgültig stillgelegt 1994), das heute zwar nur noch als Umspannwerk arbeitet, aber auch der Standort des Energiemuseums Berlin ist. Die Kohle für das Kraftwerk wurde direkt vom Kanal aus angelandet, erst mit der Umstellung auf Ölfeuerung (Ende der 1950er) wurde das Hafenbecken selbst zum Entladen benutzt.
Heute ist hier vor allem ein Sportboothafen nach dem Standard "Gelbe Welle" und das Clubgelände des MRC Berlin e. V. mit einem Denkmal für sein berühmtestes Mitglied, Dieter König.

Genau gegenüber des Hafens Steglitz liegt der Bäkepark mit den letzten Resten der Bäke, deren Tal dem Teltowkanal westlich von hier seinen Verlauf vorgab.

Prinzregent-Ludwig-Brücke (Birkbuschstraße, km 19,1)
Benannt nach dem Prinzregenten Ludwig, der später letzter König von Bayern war.

ehem. Kirchnerbrücke (Nicolaistraße/Johanna-Stegen-Straße, km 19,3)
1945 gesprengt. Das Widerlager am Nordufer ist noch zu erkennen.

Hannemannbrücke (Stinde-/Leonorenstr., km 19,6)
Knapp 200 entfernt, in der Stindestr. 32, steht eines der schiefsten und seltsamsten Häuser, die ich in Berlin kenne. Hannemann hieß mein Oberschuldirektor, aber nach dem ist die Brücke nicht benannt, sondern nach einem Stadtkämmerer von Teltow und Mitarbeiter Stubenrauchs.

Siemensbrücke (Siemensstr., km 19,7)
Wie die Straße benannt nach Werner von Siemens, Erfinder und Firmengründer. Die Straße setzt sich folgerichtig nach Norden als Halskestraße fort, benannt nach Johann Georg Halske, dem anderen Kopf der Siemens & Halske AG, die als "Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens & Halske in Berlin" begann. Die Namen erinnern an die industrielle Vergangenheit von Lankwitz, wenn auch die Firma Siemens hier nie ansässig war. Lankwitz liegt übrigens südlich des Kanals, der nördlich liegende Stadtteil heißt Südende.

Edenkobener Steg (km 20,2)
Ein Fußgängersteg, der mal eine Treidelbrücke war: Eine Treidelbrücke überspannte nämlich einst die Einfahrt des Hafens Steglitz; was wir heute als Steg sehen, ist der Mittelteil dieser Brücke, der die Sprengung überstanden hatte und an neuer Stelle, als Ersatz für eine Straßenbrücke, nach dem Krieg hier wieder aufgebaut wurde.

Bahnbrücke (S25 und Fernbahn, km 20,4)
Die S-Bahn-Hälfte dieser Doppelbrücke der "Anhalter Bahn" geht tatsächlich auf das Jahr 1905 zurück. Hier fährt heute die S-Bahn (S25 nach Lichterfelde-Süd und Teltow). Direkt daneben ist ein Brückenneubau für die Fernbahn.

Unter den meisten Brücken findet sich ja nur Beton oder Stein (und Graffiti); unter dieser Brücke ist eine Sandböschung mit hunderten von Wespenbauten. Die Tierchen bohren sich ihre Wohnhöhlen direkt in Erde; für Menschen sind sie harmlos, für Brücken offenbar auch.

siehe Bildunterschrift
Hafen Lankwitz mit Tanklager

siehe Bildunterschrift
4 Brücken von km 21,1 aus gesehen: S-Bahn S2, Fußgängersteg, Teubertbrücke), fast verdeckt die Techowbrücke

siehe Bildunterschrift
Arbeitsschiff "Kleiner Bär" des WSA Berlin

siehe Bildunterschrift
Überall am Kanal sind diese netten Anleger mit Treppe, hervorragend geeignet für einen "technischen Halt".

siehe Bildunterschrift
Begegnung mit dem Fahrgastschiff "Ernst Reuter" der Stern- und Kreisschifffahrt –  gebaut 1957 auf der Teltow-Werft (s.o.)

siehe Bildunterschrift
Einfahrt zum Hafen Tempelhof

siehe Bildunterschrift
Ehem. Lagerhaus am Hafen Tempelhof

siehe Bildunterschrift
Der hatte was dagegen, dass ich hier reinfahre!

siehe Bildunterschrift
Das Ullsteinhaus

siehe Bildunterschrift
Es gibt keinen Anleger für Kleinstfahrzeuge, deshalb Pause auf der Badeleiter des Yachtstegs

siehe Bildunterschrift
Beide denken "Was denn, der ist immer noch da?"

siehe Bildunterschrift
Aber schön sieht er ja doch aus.

siehe Bildunterschrift
"Eventgastronomie" Redo XXL –  einfach nur essen reicht offenbar nicht

siehe Bildunterschrift
OK, es reicht. Da lang geht's raus!

Sieversbrücke (Attilastr/Kaiser-Wilhem-Str.) und Hafen Lankwitz (km 20,5)
Direkt südlich des großen Tanklagers am Hafen Lankwitz liegt die Dorfaue Lankwitz mit dem Dominikus-Kloster.

Bahnbrücke Dresdener Bahn (S2 nach Blankenfelde und Fernbahn) und Hafen Mariendorf (km 21,49
Westlich dieser Brücke liegt der Verwaltungsbezirk Steglitz-Zehlendorf, östlich Schöneberg-Tempelhof. Ab hier gehört das Nordufer zu Tempelhof, das Südufer zu Mariendorf.

Lankwitz-Mariendorfer Fußgängerbrücke (km 21,4)
Eine denkmalgeschützte Brücke, die 1906 fertiggestellt wurde, sie liegt direkt neben der Bahnbrücke und führt einen direkten Fußweg vom S-Bahnhof Attilastraße über den Kanal, wo der Weg an der Grenze des Gaswerks entlang auf die Lankwitzer Straße führt. Dort ist man mitten im Industriegebiet Lankwitz mit vielen ehemaligen und aktuellen Industrieunternehmen.

Teubertbrücke (Ringstr.) und Gaswerkhafen (km 21,7)
Der Hafen war der Kohlehafen des ehemailgen Gaswerks Mariendorf (seit 1980 keine Kohlevergasung mehr, 1996 stillgelegt). Seit 2006 betreibt die Gasag dort eine Photovoltaikanlage, die inzwischen auf eine Leistung von 1,8 MW ausgebaut wurde. Sie liegt direkt östlich des oben erwähnten Fußwegs.

Techowbrücke (Gersdorfstr., km 22)

Germelmannbrücke (Rathausstr./Alarichstr., km 22,8)
Die Alarichstraße ist eine der Straßen, die nördlich des Kanals nach Königen und Heerführern des 4.-6. Jahrhunderts benannt sind (Alarich I. war König der Westgoten, Alarich II. übrigens auch).

Links oberhalb des Ufers liegt hier (nicht sichtbar) das Kulturzentrum Ufa-Fabrik. Sie liegt an der Vikoriastraße, benannt nach "Viktoria Adelheid Marie Luise, deutsche Kaiserin, Königin von Preußen, geb. Königliche Prinzessin von Großbritannien und Irland, Tochter der Königin Viktoria von England". Namen und Titel sind fast länger als die ganze Straße.

Stubenrauchbrücke (Tempelhofer Damm/Mariendorfer Damm B96, km 23,2)
Der Name der Brücke geht auf den Teltower Landrat Ernst von Stubenrauch zurück, er war der Hauptinitiator des Teltowkanals.
Die Stubenrauchbrücke (gebaut 1961-64) hat eine bauliche Besonderheit: Unter der Straßenbrücke hängt der U-Bahn-Tunnel der Linie U6 und ein Teil des U-Bahnhofs Ullsteinstraße. Hier ist ein Teil meiner alten Jagdgründe, ich bin zwar Kreuzberger, aber in Tempelhof zur Schule gegangen. Die Bauzeit der Brücke (und der U6-Verlängerung nach Mariendorf) fällt in meine Grundschulzeit, und diese Brücke galt uns als technisches Wunder.

Hafen Tempelhof (km 23,4)
Der Hafen Tempelhof wurde zusammen mit dem Kanal gebaut und 1908 fertiggestellt. Früher brummte hier das wirtschaftliche und industrielle Leben Tempelhofs, heute wird nur noch gechillt. Wenn man bedenkt, dass dieser Hafen mit dem riesigen Lagerhaus tatsächlich mal ein großer Umschlag- und Lagerplatz für Getreide, Mehl, Zucker, Tabak, Öl und Stückgut war! Landseitig war ein Gleisanschluss an die Neukölln-Mittenwalder-Eisenbahn (NME), der wir gleich noch mal begegnen.

Der Hafen war für mich eine Enttäuschung, ich war seit ca. 15 Jahren nicht mehr da. Als ich Kind war, war das mein Abenteuerspielplatz (zusammen mit dem Bahngelände an der Bessemerstraße), in den 1980ern habe ich hier zwischen riesigen Schrottbergen Pumpenausbildung mit meiner THW-Gruppe gemacht. Tja. Alles frisch und glatt, oben an der Ordensmeisterstraße das damals 59. Einkaufszentrum von Berlin (es ist genau so interessant wie die anderen). Gut, man hat drei der sechs Krane stehen lassen, aber "Hafen" ist… irgendwie anders. Falls man hier das Boot ein- oder aussetzen will (es ist nicht bequem, aber es geht): Der schon erwähnte U-Bahnhof Ullsteinstraße ist gleich oben an der Straße.

Aus Paddlerperspektive fällt vor allem auf, dass es keinen Anleger für kleine Boote gibt. Schade, wenn man auch zugeben muss, dass sich wohl wenige von uns hierher verirren. Aber wenn mal einer ankommt, wäre es doch ganz nett. Dafür hat mich ein Schwan begrüßt, der mich während meiner Pause im Hafen kaum drei Minuten aus den Augen gelassen hat. Die Viecher gucken ja immer etwas streng, aber der war völlig schräg drauf. Offenbar fand er, dass ich störe; ich habe das Gefühl herzlich erwidert und bin nicht länger als nötig geblieben.

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Lorenzsteg und Frachtschiff "Black Pearl"

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Der jüngste der Berliner Weinberge

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Der Vaubeka-Portalkran, mangels Industrie längst außer Betrieb

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"Alle Füchse haben Tollwut" – wer macht sich die Mühe, sowas hier ranzuschreiben?

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Hafen Britz-West, Tanklager

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Blüten über der Spundwand

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Anleger Delfter Ufer des WSA Berlin

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Blick vom Anleger Delfter Ufer auf die Autobahnbrücke

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Viel voller geht es nicht

Lorenzsteg (km 23,7)
Direkt hinter dem Hafen und weiter vor allem am Nordufer entlang bis zur Neuköllner Grenze kurz vor der Wilhelm-Borgmann-Brücke begegnen uns große Namen der Industrie bzw. teilweise leider nur noch der Industriegeschichte: SEL, Alcatel, Sarotti, Krupp, Ravené, Vaubeka (Handelsunternehmen der Vereinigten Berliner Kohlenhändler, gehört heute zu Stinnes). Zum Glück stehen wenigstens viele der alten Gebäude unter Denkmalschutz.

Colditzbrücke (Colditzstr., km 24) und Weinberg
Eine nette Kuriosität ist der Weinberg am Nordufer (sog. "Antennenberg"), kurz vor der…

Komturbrücke (Komturstr., km 24,4)

Gottlieb-Dunkel-Brücke (A102) und NME-Bahnbrücke (km 25,2)
Vom Paddelboot aus gesehen ist dieser Abschnitt ziemlich hässlich und laut. Hier überqueren zwei Fahrbahnen der Stadtautobahn (Abzweig Gradestraße) den Kanal, und dazwischen liegt die Brücke der NME.
NME steht für die Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn, die seit 1900 Neukölln und Tempelhof mit Mittenwalde verbindet. Die Bahn diente ursprünglich vor allem dem Transport von Ziegeln nach Berlin, bevor sie auch für die Industrie im Süden Berlins wichtig wurde. Die Brücke, im Vergleich zu den Stahlbetonbrücken der Autobahn eher niedlich, stellt die Verbindung zwischen den Gleisen des Industriegebietes und vor allem der Ringbahn nördlich des Kanals und der Strecke nach Mittenwalde dar.

Mussehlbrücke (Gottlieb-Dunkel-Str., km 25,3)

Dieser Abschnitt ist auf dem Kanal genauso langweilig wie zu Lande.

Hafen Britz-West und Wilhelm-Borgmann-Brücke (Tempelhofer Weg, km 26,3)
Der Hafen ist ein einfacher Ladekai, der vor allem das Tanklager am Tempelhofer Weg versorgt.
Hinter der Brücke fängt am Südufer eine Uferpromenade an, die am Teltowkanal entlang bis nach Rudow führt.

Britzer Brücke (Britzer Damm, km 26,9)

Zwischen Britzer Brücke und Rungiusbrücke liegt hier am Südufer die Ideal-Siedlung, die 1908 gebaut wurde und ihren Namen von der Baugenossenschaft Ideal hat, die 1907 gegründet wurde und die heute immer noch fleißig baut.

Rungiusbrücke (Rungiusstr., km 27,3)

Am Südufer ist hier das ehemalige "Spaßbad" Blub, (Berliner Luft- und Badeparadies), das inzwischen eine gar nicht so spaßige Ruine ist. Es ist vom Wasser aus allerdings kaum zu sehen.

Buschkrugbrücke (Buschkrugallee B179, km 27,7)
Wieder einmal läuft hier eine U-Bahn (U7) genau unter einer Brücke entlang, diesmal aber in einem Tunnel unterhalb des Kanals.
Östlich dieser Brücke ist die Sackgasse Delfter Ufer, von der aus man auf einen asphaltierte Uferpromenade kommt. Hier liegt die Rudergemeinschaft Wiking, aber vorher findet man eine kleine, geheime und vermutlich illegale Einsetzstelle.

Kanalkreuz und Hafen Britz-Ost (km 28)
Hier führt der Teltowkanal nach Süden am Industriegebiet und ehem. Kraftwerk Rudow vorbei zur Dahme, der Britzer Verbindungskanal führt die bisherige Strecke nach Osten zu Spree weiter und der Neuköllner Schifffahrtskanal führt nach Norden, vorbei am Hafen Britz-Ost (genutzt vor allem vom WSA Berlin und der Polizei) über Oberhafen, Schleuse Neukölln, Unterhafen bis zum Landwehrkanal.

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Ca. km 29a: Wer brütet denn da?

siehe Bildunterschrift
Ein Blässhuhn, vollkommen unbeeindruckt von allem, was vorbeifährt

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Fliederbüsche bei km 29a

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Jetzt einen Kaffee wäre auch nicht schlecht (ca. km 29,6a)

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Selbstbauidylle am Kanal, an dem hier links und rechts viele Kleingärten liegen.

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Südostallee-Brücke –  schön bunt, nicht nur im Frühjahr

siehe Bildunterschrift
Blütenpracht an der Südostallee-Brücke

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Die Marggraff-Brücke ist eher technisch verziert

siehe Bildunterschrift
Die Einmündung in die Spree

Ab hier bin ich auf dem Britzer Verbindungskanal. Die Kilometrierung dieses Kanals setzt praktischerweise die Teltowkanal-Kilometrierung fort, versehen mit dem Zusatz "a".

Autobahnbrücke (A113, km 28,4a)
Nicht schön, aber neu und namenlos. Ab hier gehört das Nordufer zu Neukölln, das südliche zu Treptow-Köpenick. Links liegt das Industriegebiet Neukölln, rechts Kleingärten.

Am rechten Ufer ist hier eine Stele zur Erinnerung an Chris Gueffroy zu sehen, der hier im Februar 1989 das vorletzte Opfer der Berliner Mauer wurde (und der Letzte, der erschossen wurde).
Kurz danach kommt links das unübersehbare Haus der Kaffeerösterei Jacobs. Man riecht es, ich finde es nicht unangenehm. Ein Stückchen weiter nördlich an der Neuköllnischen Allee ist die Zigarettenfabrik Philip Morris.

(So, wir hatten jetzt Schokolade, Kaffee und Tabak. Wer erinnert sich noch an die Zeit, als man das unter dem Begriff "Genussmittel" zusammengefasst hat? Kekse gab übrigens auf der Tour auch, bei Bahlsen, nicht weit nördlich der Gottlieb-Dunkel-Brücke. Bei geeignetem Wind duftet es bis zum Kanal.)

In diesem Kanalabschnitt fand ich auch etwas, was mich sehr überrascht hat: In den Zweigen eines Gebüschs, das bis ins Wasser hängt, hatte sich ein Blässhuhn ein Nest gebaut und brütete friedlich und vollkommen unbeeindruckt vom Boots- und Schiffsverkehr vor sich hin.

Britzer-Allee-Brücke (Chris-Gueffroy-Allee, km 29,4a)
Ab hier sind links und rechts Kleingärten.

Am Nordufer ist hier die Mündung des Heidekampgrabens, der von der Spree über den Karpfenteich im Treptower Park (teilweise unterirdisch) bis hierher fließt. Wenn man es nicht weiß, sieht man es vom Kanal aus nicht, weil die letzten 150 m verrohrt sind. Dieser Abschnitt des Grabens liegt am Berliner Mauerweg, weil er hier die Grenze zwischen Neukölln und Treptow bildet. Hier gab es auch die beiden jüngsten Maueropfer, zwei Kinder von 10 bzw. 13 Jahren, die durch ein Rohr unter den Sperranlagen hindurch kriechen wollten und von den Grenztruppen erschossen wurden.

Baumschulenbrücke (Baumschulenweg, km 29,8a)
Eine der alten Brücken: Eine schöne Stahlkonstruktion von 1904.

Südostalleebrücke (Südostallee, km 30,3a)
Bis zur Marggraffbrücke sind wir jetzt im Ortsteil Baumschulenweg. Die Brücke ist neu und bunt; sie hat nur einen einzigen Bogen in der Mitte zwischen den Fahrbahnen.

Kiefholzbrücke (Kiefholzstr., km 30,8a)
Ab hier bis zur Spreemündung ist am südlichen Ufer Industriebrache.

Bahnbrücke (km 30,1a)
Hier fahren mehrere S-Bahnlinien (S45, S46, S47, S8, S9), die Regionalbahn sowie Güterzüge.

Marggraffbrücke (Köpenicker Landstraße/Schnellerstraße B96a, km 31,3a)
Die Brücke ist benannt nach Arnold Marggraff, Stadtrat in Berlin und ab 1877 Leiter der Kanalisationsdeputation. Er setzte zusammen mit Rudolph Virchow den von James Hobrecht entworfenen Kanalisationsplan für Berlin um.

Ende der Kanalstrecke! Wir sind gleich an der Spree, dies war meine letzte Brücke für heute. Das Einmündungszeichen ist schon zu sehen.

siehe Bildunterschrift
Pause am Steg der Treptower Rudergemeinschaft

siehe Bildunterschrift
Blick auf die Baustelle der neuen Spreebrücke (Südost-Verbindung)

siehe Bildunterschrift
Die zweite "Black Pearl", die ich auf dieser Tour sehe

siehe Bildunterschrift
Rummelsburger Bucht, Sperre mit Durchfahrt

siehe Bildunterschrift
Seltsame Schiffe am Ufer…

siehe Bildunterschrift
…und schwimmende Siedlungen mitten in der Bucht.

siehe Bildunterschrift
Terrasse an der Stralauer Uferpromenade, auch als Badestelle zu missbrauchen

siehe Bildunterschrift
Noch mal die Schwimmkommune

siehe Bildunterschrift
Ziel in Sicht: Der Wasserturm am Ostkreuz

siehe Bildunterschrift
Uferpromenade in Stralau

siehe Bildunterschrift
Endstation: Der Strand an der Paul-und-Paula-Promenade

siehe Bildunterschrift
Der winzige Strand ist meist gut besucht und leider ziemlich vermüllt

siehe Bildunterschrift
Rummelsburger Bucht, Überblick

Spree (Tour-km 23)
Gleich rechts (südlich) der Kanalmündung ist die Spreebrücke der neuen Südost-Verbindung zwischen Schnellerstr. und Rummelsburger Straße im Bau. Ich habe mich erst mal an den Steg derTreptower Rudergemeinschaft gelegt und einen Augenblick Pause mit Blick auf die Brücke gemacht. Die Pause wurde abgekürzt, weil kurze Zeit später die Ruderer wiederkamen und mich sehr höflich gebeten haben, sie an ihren eigenen Steg zu lassen.

Plänterwald und Spreepark (Tour-km 23,3 bis 25,3)
Ab hier ist links erst ein Park, dann ab der Baumschulenstraße, wo auch der Anleger der BVG-Fähre F11 ist, der Plänterwald. Der nördliche Teil, nördlich des "Eierhäuschens", das gerade renoviert wird, ist der ehemalige Vergnügungspark "Spreepark", eine der vielen traurigen Ruinen von Berlin. Durch die Bäume kann man das Riesenrad und die Reste einiger anderer Fahrgeschäfte erkennen.

Kraftwerk Klingenberg (Tour-km 24,7)
und Zement- und Betonwerke, Alsthom, Elektrowerke und der neue Hafen der Reederei Riedel. Kenne ich, habe ich diesmal nicht viel von gesehen, weil ich am Westufer geblieben bin.

Abteiinsel (Tour-km 25,6)
Auch bekannt als Insel der Jugend. Hier kann man anlegen. Gelegentlich (im Sommer manchmal im 20-Minuten-Takt) wird es hier recht laut, weil ein rotes Wasserflugzeug von hier aus Rundflüge macht.

Stralau (Tour-km 25,8)
Stralau hat sich seit 1990 von einer seltsamen Kreuzung aus Industrie und Dorfidylle abseits der Hauptstraße zu einem extrem angesagten und teuren Viertel entwickelt. Der ehemalige Flaschenturm des Glaswerks wurde zu einer teuren Wohnanlage, an der anscheinend schon mehreren Investoren finanziell die Luft ausgegangen ist; an dem übrigen Werksgebäude, das heute mitten in einer Brache steht, werkelt man inzwischen auch. Es gibt eine Uferpromenade und ab und zu kleine Stückchen Liegewiese, die bei gutem Wetter dicht belegt sind.

Wasserseitig findet man eine Werft an der Spitze der Halbinsel. Einige Schilder sperren die Durchfahrt, aber bei genauem Hinsehen wird klar, dass damit nur die Passagen zwischen den vorgelagerten naturgeschützten Inselchen gemeint sind.

Rummelsburger Bucht (Tour-km 26)
Die Bucht ist durch eine Sperre verschlossen, die in der Mitte eine einzige Durchfahrt hat, auch hier beziehen sich die Verbotsschilder nur auf den durch Balken ohnehin gesperrten Teil.
An der Stralauer Uferseite findet man eine kuriose Mischung von Haus- und sonstigen Booten, die zwischen gemütlich bis total verfallen ein weites Spektrum abdecken. Sogar mitten in der Bucht fand sich eine unwahrscheinliche Collage aus verschiedensten schwimmfähigen Gegenständen, die zusammen so eine Art schwimmendes Mehrfamilienhaus bildeten, mit einer Couchgarnitur als Krönung obenauf.

Es gibt mehrere Stellen, an denen man anlegen und sich die Beine vertreten kann. Wen man sich blöd anstellt, kann man dabei nicht nur von einem Baumstamm abrutschen und baden gehen, sondern auch gleich noch das Boot umwerfen, so wie ich es gemacht habe. Das war dann auch das Ende meiner alten, ohnehin schon stark angeschlagenen Kompaktkamera (was dann zum Kauf einer Lumix FT5 führte, die sowas aushalten sollte). Die restlichen anderthalb Kilometer habe ich dann sehr schnell zurückgelegt, weil es kein ganz warmer Tag war.

Paul-und-Paula-Ufer (Tour-km 27,5)
Ankunft 16 h; hier ist ein kleiner Sandstrand und eine Parkbank, die meist besetzt ist.
Die Ecke ist nicht besonders idyllisch, sondern oft vollflächig vermüllt, gerne auch mit einer kleinen Beimischung von Glasscherben. Die asphaltierte Uferstraße teilen sich Mütter mit Kinderwagen und Kampfradler. Man kann das Boot leicht aus dem Wasser nehmen, es gibt aber keine Abbauwiese, so dass man wahrscheinlich einiges an Sand mit einpackt (Gras findet man erst 100 m weiter, mit Bootswagen kein Problem).
Was hier natürlich ganz toll ist: Es sind nur ein paar Schritte zum Ostkreuz (300 m).

Fazit: Eine interessante und streckenweise sogar schöne Tour. Es reicht aber, wenn man sie alle paar Jahre einmal macht.



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