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Märkische Umfahrt, Tag 8

Author: Lutz Pietschker
Version: 2014-05-30

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Gesamtübersicht – vorige Etappe

Von Erkner-Jägerbude bis Berlin-Britz

Streckenübersicht, Kartenbild  Streckenübersicht, Luftbild


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Immer wieder Windbruch
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Je näher an Berlin, desto seltsamer die Anlieger
siehe Bildunterschrift
Die Reiher werden wieder zutraulich

Ein schöner Morgen, das Zelt ist trocken, der Himmel heiter bis wolkig, noch sieht dort nichts gefährlich aus. Eine lange Etappe nach Hause, oder noch mal ein Zwischenstop? Gute Frage. Die Antwort verschiebe ich, kläre aber vorsichtshalber, ob Jutta mich heute Nachmittag abholen könnte. Sie kann.

Ich paddle wieder gegen halb neun zügig los; meine einzige echte Sorge ist, dass mich eine Gewitterbö mitten auf dem Großen Müggelsee überraschen könnte. Die Häuser rücken der Spree jetzt wieder näher, die mehr oder weniger gut erhaltenen Wassergrundstücke und "Datschen" folgen dichter und dichter aufeinander, sie decken die ganze Skala von prächtig bis desolat ab.

Die Vögel werden wieder zunehmend zahm, um nicht zu sagen apathisch. Die Zivilisation ist in Reichweite; so richtig freuen tut mich das jetzt noch nicht (das ändert sich gegen 13 h).

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Neu Venedig
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Schöne Grundstücke am Wasser…
siehe Bildunterschrift
…aber auch einige seltsame Anlieger (beide aus Plastik)

Nur 6,5 km von der "Jägerbude" kommen der Dämeritzsee und Erkner. Das schlechte Wetter rückt näher, aber nur, wenn ich mich umdrehe.

An dem ca. 4 km langen Stück Müggelspree zwischen Dämeritzsee und Müggelsee liegt Neu Venedig, ein System aus kleinen Kanälen und Brücken, an dem viele Grundstücke liegen, die nicht nach großer Armut aussehen. Teilweise sehr schön, teilweise kurios (auch hier gibt es eine "Lorelei", die aber mit der in Hangelsberg nicht mithalten kann), aber manchmal überwiegt die Brieftasche auch den Geschmack. Es ist den kleinen Umweg wert, das sollte man mal gesehen haben.

Neu Venedig gehört bereits zu Rahnsdorf…

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Rahnsdorf in Sicht
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Alter Schlepper und jede Menge Räucherholz
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Kommt mir doch auf dem Großen Müggelsee plötzlich die Spree entgegen…
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Museum im Wasserwerk Friedrichshagen
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So sieht es drinnen aus- wunderschöne alte Technik im Pumpenhaus
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Die Skyline von Friedrichshagen

…und die Kirche von Rahnsdorf kommt auch gleich in Sicht. Am Ufer jede Menge Boote aller Arten, auch eine Fischräucherei mit einem gigantischen Stapel Räucherholz. Dieser Ort verdient sicher auch einen Landausflug, aber nicht heute.

Ich nehme die nördliche Route, abseits vom Hauptfahrwasser, um über den Kleinen Müggelsee (Yachten über Yachten) in den Großen Müggelsee zu kommen. Dort begegnet mir gleich ein Schiff der "Weißen Flotte", Berlin hat mich wieder. Ich halte mich am Nordufer, so weit die abgetonnten Bereiche das zulassen, weil ich versuchen will, ein paar Fotos vom alten Wasserwerk Friedrichshagen zu machen, das ich eine Woche später mit einer Exkursion des Technikmuseums besuchen werde. Es lohnt sich nicht so recht; das Wetter wird immer grauer, die Fahrt humpelt so vor sich hin, mit Rückenwind und Wellen, die vom Steuerbordheck her reinkommen. Auf solchen Seen habe ich immer das Gefühl, gar nicht voranzukommen, obwohl das GPS etwas anderes sagt.

Schließlich komme ich doch in Friedrichshagen an (ebenfalls einen Ausflug wert), an der Spreemündung grüßt der alte Bürgerbräu-Schornstein. Hier gibt es einen Fußgängertunnel unter der Spree hindurch und, auf der Südseite, das Restaurant "Spreearche", das man nur per Boot erreichen kann.

Bis Köpenick sind es wieder 4 km, am Weg hätte es mehrere Übernachtungsmöglichkeiten bei Wassersportvereinen gegeben, aber ich will jetzt doch nach Hause. Die Häuser am Ufer werden prächtiger und prächtiger, die aktuelle Mode ist offenbar "Eigentumswohnung mit eigenem Liegeplatz", falls man es sich leisten kann. Dazwischen sind immer wieder Bootshäuser, beeindruckend vor allem die Prachtbauten der alteingesessenen Ruderclubs. An einem Ruderclub-Steg mache ich noch mal eine Pause.

Bald liegt die Altstadt von Köpenick links, hinter einem Gewimmel von Stegen, Kleingärten und kleinen Gaststätten, rechts ist auf dem ehemaligen Gelände der Fa. Glanzfilm eine Siedlung von Eigentumswohnungen entstanden, unter Einbeziehung von zwei, drei alten Bauten. Ich mache noch einen Abstecher in die Alte Spree, weil ich da schon mal im Park spazieren war und außerdem ganz gut mal einen Baum brauchen könnte.

siehe Bildunterschrift
Über Köpenick braut sich Finsteres zusammen
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Oberschöneweide, am Krancafe, im Regen
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…und noch ein Eimer! Verregneter Blick auf die Stubenrauchbrücken.
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Zu Hause! (Teltowkanal, Delfter Ufer)
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Mein Teil von 15 l/qm, bzw. das, was nach 2x Lenzen immer noch übrig ist

Kurz vor der Einfahrt in das Hauptfahrwasser, gegen 13 h, fallen die ersten Tropfen, und ich mache mich regenfest; es ist erst das zweite Mal in 8 Tagen, ich kann mich nicht beschweren. Und jetzt erlebe ich eine der bekannten Ausnahmen von Murphys Gesetz: "When it rains, it pours." Köpenick, Nieder- und Oberschöneweide verschwinden hinter Wasserschleiern, es prasselt nur so auf den Südwester.

Das bleibt, mit kurzen Pausen, auch für den Rest der Strecke so. Ich lenze zwei Mal, und nach dem Anlegen habe ich immer noch einige Liter Wasser im Boot. Beim zweiten Lenzen darf ich durch mangelnde Koordination noch ein "Schwamm über Bord"-Manöver fahren und stelle mich ziemlich dumm an, ich werde wohl langsam müde.

In Oberschöneweide, als es gerade für ein paar Minuten aufklart, springen ein paar Kinder von der Kaimauer ins Wasser. Sie sind sehr beunruhigt, als ich sie fotografiere, offenbar dürfen sie das eigentlich nicht. Kaum haben sie mir abgenommen, dass ich nicht petzen werde, wollen sie auch gleich probieren, auf das Boot zu klettern, um von dort aus zu springen. Das muss ich leider ablehnen, auch wenn sie es nicht einsehen ("Nur ein Mal! Bitte!").

Unter einer Brücke des Britzer Zweigkanals telefoniere ich nach Hause, und um 16 h treffen wir uns wieder da, wo ich losgefahren bin, am Teltowkanal/Delfter Ufer. Es fängt wieder an, ernsthaft zu regnen, also kommt das ganze Gepäck nur schnell ins Auto, das Boot kommt erst mal auf das Dach (ich werde zwei Tage brauchen, bis alles wieder abgebaut und sortiert ist, obwohl tatsächlich alles dichtgehalten hat).

So endet diese schöne Fahrt etwas unzeremoniell und schneller als gedacht. Aber wenn es am schönsten ist, soll man ja bekanntlich aufhören. Was ich hiermit auch tue.


Gesamtübersicht – vorige Etappe


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